„Das Leben geschieht, während man dafür Pläne macht.“
Meine Gästin
In der zweiten Folge mit Christin sprechen wir über ihre Krankengeschichte. Im Gedächtnis blieb mir ihre Aussage: „Mein Freund, der sagt: Er möchte so gern mal Feierabend haben, nachhause kommen und mit mir zusammen auf der Couch liegen. Das kann ich nicht, dafür habe ich keine Zeit, dafür bin ich zu behindert!“
Was ist Endometriose?
„Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibs-Erkrankungen bei Frauen. Die Ursache sind Ansiedlungen von Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Fachleute bezeichnen solche Gewebsinseln auch als „Endometriose-Herde“. Sie können vorkommen, ohne dass eine Frau davon etwas spürt. Bei anderen ist Endometriose aber eine chronische Erkrankung, die starke Schmerzen verursacht und die Fruchtbarkeit mindert. Bis eine Endometriose als Ursache der Beschwerden festgestellt wird, dauert es oft Jahre. Bis dahin versuchen viele Frauen, irgendwie mit ihren Schmerzen zurechtzukommen. Sie glauben, selbst stärkste Schmerzen seien normal und gehörten zur Regelblutung dazu.
Bislang lässt sich Endometriose nicht vollständig heilen – aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu behandeln. Wenn die Therapie auf die persönlichen Lebensumstände und die Ausprägung der Erkrankung abgestimmt ist, können viele Frauen recht gut mit Endometriose leben.
Um Wege zu finden, mit den Beschwerden umzugehen, ist es wichtig, den eigenen Körper und seine Reaktionen kennenzulernen. Gute Informationen und die Zusammenarbeit mit erfahrenen, unterstützenden Ärztinnen und Ärzten können dabei helfen.“ (Quelle: gesundheitsinformation.de. (o. D.). Endometriose | Symptome, Diagnose & Behandlung. https://www.gesundheitsinformation.de/endometriose.html)
Was ist Adenomyose?
„Adenomyose: Lange Zeit galt diese Erkrankung als Unterform der Endometriose. Bei der Adenomyose treten Veränderung in der Muskelschicht der Gebärmutter auf, die Schmerzen verursachen und zu Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten führen können. Ähnlich wie bei der Endometriose sind auch bei der Adenomyose die Ursachen noch nicht geklärt. Daher lässt sich der Erkrankung nicht vorbeugen.
Inzwischen gibt es jedoch mehrere Therapieansätze, sowohl medikamentöser als auch operativer Natur. Von der Adenomyose sind, anders als lange angenommen wurde, nicht nur Frauen am Ende der reproduktiven Phase oder nach der Menopause betroffen, sondern auch jüngere Frauen.“ (Quelle: Gynäkologie 1/2018; Die Adenomyose, Update 2018; abgerufen über: https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2018/01/Die-Adenomyose.pdf)
Die Einschränkungen im Alltag – Kein Ausgleich
Christin arbeitet derzeit 32 Stunden. Früher hat sie 40 Stunden gearbeitet, jedoch ist sie mittlerweile aufgrund ihrer Erkrankung, Familie und co. auf 32h runtergegangen. Christin hat einen Antrag auf Teilrente gestellt, welcher abgelehnt wurde. Auch das Widerspruchsverfahren blieb erfolglos für Christin. Die finanziellen Einbußen der 8 Arbeitsstunden, die ihr fehlen, gleicht niemand aus.
Zeitlicher Aufwand für ihre Gesundheit
- 2x pro Woche Lymphdrenage = 4h
- 2x Woche Rehasport aufgrund von Wassereinlagerungen = 4h
- Arztbesuche (1-2 Termine wöchentlich) = 4h
- Spezielle Yogastunden = 2h
- Akupunktur = 1h
Bereits nach kurzen Überlegungen kommen wir auf 15 Wochenstunden, die Christin für ihre Gesundheit investiert. Bezahlt bekommt sie keine davon. Akupunktur? Wird nicht bezahlt. Nahrungsergänzungsmittel? Werden nicht bezahlt. Osteopathie? Wird nicht bezahlt.
Was lehrt uns diese Folge?
Auf dem Papier gibt es vielerlei Ausgleichsmöglichkeiten und Fördertöpfe, Antragsformale und Hilfsangebote. Die Realität hier beschrieben am Beispiel von Christin zeichnet jedoch ein weniger hoffnungsvolles Bild: Eine heute 38-jährige Frau kämpft täglich mit dutzenden Einschränkungen und Folgeschäden
- schwerer Krebserkrankung,
- schwerer Endometriose und Adenomyse,
- lebensbedrohlicher Sepsis,
- dem Verlust ihrer Schilddrüse
- der kaputten Blase,
um nur einige zu nennen und geht dennoch 32h arbeiten. Einen Anspruch auf Teilrente hat sie nicht, dafür sei sie zu jung. Dadurch, dass sie heute krebsfrei ist, wird ihr Grad der Behinderung von 80 auf 50 heruntergestuft. Verbesserungen durch Eingreifen des Staates hält sie für „Luftschlösser“. Diese Folge lässt mich mit vielen vielen Gedanken zurück, einer davon: Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen werden in Deutschland als „Fälle“ verwaltet. Statt fürsorglich steht man uns missgünstig gegenüber.
Ich fordere also nach wie vor einen gerechten Ausgleich für unsere Einschränkungen! Die Frage DARF NICHT lauten: „Wer soll das bezahlen?“, sondern: „Was ist uns das Wohlergehen benachteiligter schwerkranker Menschen wert?“. Welchen Stellenwert die Gesundheitspolitik für die Politik derzeit hat – dazu würde ich mich freuen, wenn du deine Gedanken mit uns teilst.
Quellen – Unsere Empfehlungen
Zur Politik
Der Podcast von Maurice Höfgen
Bei »Geld für die Welt« gibt es progressive Analysen rund um Wirtschaft, Geld und Politik! Und das hier als Podcast, als Videos auf YouTube und als exklusiver Newsletter mit Zusatzinhalten auf Substack. Maurice Höfgen ist Ökonom, Autor, YouTuber und Referent für Finanzpolitik im Bundestag. Für die Berliner Zeitung schreibt er als Kolumnist. Bei YouTube betreibt er den Kanal „Geld für die Welt“ und macht das wöchentliche Wirtschaftsbriefing bei „Jung & Naiv“.
Der MMT-Kurs von Maurice Höfgen
„Wenn Du wissen willst, wie Geld entsteht, was sich ein Staat eigentlich alles leisten kann und was das alles für die Wirtschaftspolitik bedeutet, dann bist Du bei dem Kurs genau richtig. Ein Einsteigerkurs für alle, die sich für Geld, Politik und Wirtschaft interessieren! Der Kurs ist in einfacher Sprache gehalten und alle Zusammenhänge werden mit zugänglichen Beispiel erklärt.
In diesem Kurs beschäftigen wir uns mit diesen Fragen:
- Wieso kann ein Staat mit eigener Währung nicht pleitegehen?
- Woher nimmt der Staat denn eigentlich das Geld?
- Wofür braucht er Steuern?
- Was macht ein gutes Steuersystem aus?
- Wieso verkauft er Anleihen?
- Was ist die Aufgabe von Banken, Zentralbanken und dem Finanzministerium?
- Wie entsteht Arbeitslosigkeit und wie könnten wir das vermeiden?
- Wie entsteht Inflation und wie könnten wir das vermeiden?
- Wie viel Geld sollte ein Staat ausgeben und wovon ist das abhängig?
- Was bedeutet die MMT für die Fiskalpolitik?
- Was bedeutet die MMT für die Geldpolitik?
- Was bedeutet die MMT für die Handelspolitik?
Warum solltest Du die MMT kennen? Nur wenn wir unser Geldsystem verstehen, können wir auch gute Politik machen. Genau dabei hilft die Modern Monetary Theory (MMT). Sie liefert das Handbuch zur Funktionsweise des Geldsystems. Solange wir die Funktionsweise des Geldsystems nicht verstehen und zweckgemäß bedienen, sind wir wie ein Autofahrer, der mit der Gangschaltung nicht umgehen kann und sein Auto ständig abwürgt.“
Vom Ende des Gemeinwohls von Michael J. Sandel
Beschreibung
Weltweit sind die Populisten auf dem Vormarsch – Michael J. Sandel erklärt, warum. Gerade in Zeiten des Corona-Virus wird erschreckend deutlich, dass das Gemeinwohl in unseren Gesellschaften in den letzten Jahren an Bedeutsamkeit verloren hat. Die Demokratien stehen auf dem Prüfstand, wir sind Zeugen einer populistischen Revolte. Die Wahl Trumps, der Brexit, der Erfolg der AfD – das sind die wütenden Antworten auf die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft. Der Moralphilosoph Michael J. Sandel sieht die Ursache dafür in der Tyrannei der Leistungsgesellschaft.
Wer hat in unserer Gesellschaft Erfolg – und warum? Unter dem gesellschaftlich unumstrittenen Mantra »Wer hart arbeitet, kann alles erreichen« haben wir gelernt zu glauben, dass jeder genau das hat, was er verdient. Die Profiteure und Nutznießer dieses Systems, das Erfolg auf Leistung und Talent zurückführt, gehen darum davon aus, dass sie ihren Erfolg verdienen, dass er ihnen zusteht, eben weil sie sich angestrengt haben. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass diejenigen, die am System scheitern, selbst Schuld sind.
Die Hybris der Gewinner ebenso wie die Demütigung der Verlierer befeuern den populistischen Protest, dessen Zeugen wir aktuell weltweit sind. Im Kern zielt der Unmut gegenüber den Eliten auf eine Kritik an der Tyrannei der Leistungsgesellschaft, und diese Kritik ist berechtigt. Seit Jahrzehnten nimmt die Ungleichheit in den demokratischen Gesellschaften zu, Verlierer und Gewinner des Systems entfernen sich sowohl auf sozialer als auch auf finanzieller Ebene immer weiter voneinander.
Statt an einer trennenden Ethik des Erfolgs festzuhalten, müssen wir an einer Politik des Gemeinwohls und der Gerechtigkeit arbeiten, die allen Mitgliedern der Gesellschaft zugutekommt.
Zum Thema Endometriose
- Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner – Leiterin des Endometriosezentrum in der Charité Berlin
- Rehaklinik Bad Schmiedeberg
- Rehaklinik Ratzenburg
- Anna Adamyan auf Instagram
- Endogutallesgut auf Instagram
- Kim Limbach – Endometriose Expertin auf Instagram
„Endometriose – Die unterschätzte Krankheit“ von Sylvia Mechsner
Beschreibung
Diagnostik, Behandlung und Therapie der chronischen Erkrankung:
Chronische Schmerzen, starke Blutungen, zyklische Darmbeschwerden und unerfüllter Kinderwunsch – dies alles kann im Zusammenhang mit einer Endometriose auftreten. Viele Frauen in Deutschland quälen sich mit dieser Krankheit, häufig ohne es zu wissen. Denn bis zur korrekten Diagnose vergehen oft bis zu zehn Jahre, weil sowohl die Patientinnen selbst als auch Ärztinnen und Ärzte die Symptome nicht richtig zu deuten wissen. Prof. Dr. Sylvia Mechsner, eine der führenden Endometriose-Expertinnen mit langjähriger Erfahrung in Forschung und Praxis an der Berliner Charité, verbindet in ihrem ganzheitlichen Ratgeber das aktuelle medizinische Fachwissen mit fundierten Anleitungen und Tipps für kompetente Patientinnen:
- Wie gelangt man schneller zu einer Diagnose?
- Wie lässt sich die ärztliche Versorgung verbessern?
- Welche konservativen und komplementärmedizinischen Möglichkeiten der Behandlung und Therapie gibt es?
- Was können betroffene Frauen neben der ärztlichen Versorgung selbst für sich tun?
Mit viel Fachkompetenz will Dr. Mechsner Mut machen, aktiv gegen die Krankheit anzugehen, den Weg aus der Schmerzspirale zu finden und selbst einen Kinderwunsch nicht von vornherein aufzugeben.