„Alles hat seinen Preis, auch der Tod kostet das Leben!“ – Mary
Meine Gästin
Meine heutige Gästin ist wieder einmal die liebe Mary. Wir sprechen über’s „Nein sagen“.
Was verbinden wir mit dem „Nein“ sagen?
Das „Nein“ sagen fällt vielen schwer. Das ist auch absolut nachvollziehbar, denn wir wollen gefallen. Wir wollen anerkannt werden und sind wir mal ehrlich: Keiner bekommt gern eins auf den Deckel! Damit muss man jedoch rechnen, wenn man es schafft, konsequent zu bleiben und „Nein zu sagen“. Wir stellen fest: „Nein“ sagen fällt auch oft dann besonders schwer, wenn Konflikte zu befürchten sind, die man gern meiden will. Sogenannte People Pleaser haben es hier besonders schwer. So beschreibt Frau Dr. Bärbel Wardetzki People Pleaser im AOK Gesundheitsmagazin wie folgt:
„Als People-Pleaser werden Menschen bezeichnet, die anderen ständig alles recht machen möchten. Ihre Gedanken kreisen stets um die Frage, wie sie es erreichen, dass die anderen um sie herum zufrieden sind. People-Pleaser beschäftigen sich übermäßig damit, wie sie für andere Menschen sein müssen. So richten sie nicht nur ihre Denkweise und ihr Verhalten nach anderen Menschen aus, sondern auch ihre Gefühle. Wer es allen recht machen möchte, versteckt beispielsweise die eigene Wut, wenn diese in Gesellschaft nicht angebracht zu sein scheint. Auch ihre Bedürfnisse stellen People-Pleaser für andere zurück. Das zeigt sich beispielsweise in Partnerschaften, in denen ein Partner oder eine Partnerin versucht, dem oder der anderen alle Wünsche von den Lippen abzulesen, die eigenen Bedürfnisse aber vernachlässigt. Auch wenn es für Betroffene sehr zermürbend sein kann, es allen recht machen zu wollen, gibt es in der Psychologie keine eigenständige Diagnose dafür. People-Pleaser haben keine psychische Erkrankung, sondern ein erworbenes Verhaltensmuster. Betroffene können aber auch lernen, sich wieder mehr um sich selbst zu kümmern, und zwar ohne Schuldgefühle.“1Gesundheitskasse, Aok – Die. „So lernen People-Pleaser Nein zu sagen“. AOK – Die Gesundheitskasse, 3. Januar 2023. https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/selbstbewusstsein/so-lernen-people-pleaser-nein-zu-sagen/#c1590637886.
Vermutlich kennen es viele aus den eigenen Erfahrungen: Man meint „Nein“, sagt aber „Ja“, um den anderen nicht zu enttäuschen.
Konflikte müssen nichts schlechtes sein
Wie heißt es noch so schön: „Der beste Kompromiss ist der, bei dem beide unzufrieden sind!“. Ich finde, da steckt viel Wahres drin. Mit den Leuten, von denen ihr wisst, dass ein angeregtes diskutieren möglich ist – so finden Mary und ich – können Sie sich ruhig auch mal trauen, den potentiellen Konflikt einzugehen und „Nein“ zu sagen. Unsere Erfahrung zeigt, dass es in den meisten Fällen gar nicht dazu kommt.
Grenzen ziehen
Eines haben wir mittlerweile verstanden: Wenn man selbst keine Grenzen zieht, werden es andere für einen tun. Wir alle haben jeden Tag aufs Neue alle möglichen Dinge zu verkaufen: Ideen, unsere Kinder an die Großeltern, den Berg Wäsche, der aufzuhängen ist. Da sollten wir versuchen uns klar darüber zu werden, wo unsere Grenzen liegen, um diese auch wahren zu können. Wer schreibt, der bleibt. Sie können ja mal versuchen, sich hinzusetzen und aufzuschreiben, wo sie Grenzüberschreitungen bei sich feststellen. Im zweiten Schritt könnte dann überlegt werden, wie Sie diese zukünftig besser schützen können. Ihnen fällt etwas ein, da sind wir sicher. Wenn der Gedanke kommt: „Das kann ich nicht machen, wenn ich da „Nein“ sage, ist der andere bestimmt sauer!“, fragen Sie sich: „Also ist es besser, dass ich mich opfere, weil meine Ruhe mir weniger wert ist, als die Zufriedenheit des anderen?“. Bedenken Sie immer: Sie sind genauso viel wert, wie ihr Gegenüber. Weiterhin können Sie sich fragen, was Sie einem guten Freund in einer solchen Situation raten würden und wieso für Sie dann andere Ratschläge besser sind.
Zusammenfassung und Lösungsvorschläge
- Bedenken Sie: Ihre eigenen Gefühle sind genauso viel wert wie die des Gegenübers.
- Fragen Sie sich: Wie viel ist dir das Ansehen z.B. der Kolleg:innen wert?
Lifehacks für die Arbeit
Die Eisenhower-Technik
„Die wenigsten Aufgaben sind wichtig und dringend!“
Der Kern der Eisenhower-Technik besteht darin, zu verstehen, dass die wichtigen Aufgaben einen langfristig weiterbringen und die dringenden Aufgaben das Kriterium nicht unbedingt erfüllen.
- Schreiben Sie alle To Dos aus, die sie an diesem Tag zutun haben.
- Ordnen Sie diese nach Priorität.
- Markieren Sie Aufgaben als erledigt.
- Welche Aufgaben sind weder wichtig noch dringend und können warten oder bedürfen überhaupt keiner Erledigung? Streichen Sie diese von Ihrer Liste.
Die Prioritäten
Kategorie A – wichtig und dringend (z.B.)
Kategorie B – nur wichtig und nicht dringend
Kategorie C – nur dringend und nicht wichtig
Kategorie D – weder wichtig noch dringend
Bedenken Sie bei der Periodisierung folgende Dinge:
- Wichtige Aufgaben bringen mich meinem (langfristigen Ziel) näher.
- Dringende Aufgaben müssen lediglich erledigt werden, bringen mich aber ggf. in meinen persönlichen Zielen nicht weiter.
To do / Done Tabelle
Haben Sie das Gefühl, dass Sie den ganzen Tag nichts geschafft haben? Haben Sie das Gefühl, das was Sie machen, sei zu wenig, im Grunde nie genug und ackern deswegen immer bis zur vollen Erschöpfung? Dann könnten Sie die To do / Done Tabelle ausprobieren. Schreiben Sie nicht nur morgens auf, was den gesamten Tag über zu tun ist, sondern machen Sie daneben eine Spalte und notieren Sie, was sie alles tun. Vermutlich werden Sie überrascht sein, dass sie gar nicht „Nichts“ tun.
Selbstreflexion
Schreiben Sie sich auf:
- Was leisten Sie schon alles auf der Arbeit?
- Was haben Sie beruflich schon erreichen können?
- Welche Gewinne haben Sie für Ihr Unternehmen schon generiert. Fixieren Sie sich nicht ausschließlich auf Geld.
- Welche Rolle spielen Sie im Team? Wofür schätzen Sie die Kolleg:innen?
- Fragen Sie sich: Was konkret hindert Sie daran, „Nein“ zu sagen?
Sie könnten bei Ihrem Vorgesetzten erfragen, ob das Team von einem Supervisor begleitet werden könnt.
Wie kann ich nein sagen lernen?
Empfehlungen aus dem Buch „Essentialismus – Greg McKeown“2Mckeown, Greg: Essentialismus: Die konsequente Suche nach Weniger. Ein neuer Minimalismus erobert die Welt, 05.10.2018.
Die peinliche Pause: Durchatmen, innehalten, Stille aushalten und bis drei zählen, bevor Sie Ihre Entscheidung mitteilen.
Das weiche Nein (Nein, aber): Für dieses mal könnten Sie absagen, aber Sie könnten im selben Zug eine Alternative für einen neuen Termin anbieten.
Zeit verschaffen, um nachzudenken: „Ich muss erst Zuhause in Ruhe in meinem Kalender nachsehen und melde mich dann bei dir.“
Nutzen Sie bei E-Mails automatische Rückantworten in Ihrem E-Mail-Account
„Liebe Freunde, Werte Kolleg:innen,
ich gebe mein Bestes, produktiv und fokussiert zu arbeiten, dazu gehören feste E-Mail-Zeiten. Ich versuche schnellstmöglich auf Ihr Anliegen zu antworten und wünsche einen zauberhaften Tag!“
Sagen Sie: „Ja, was sollte ich dafür zurückstellen?“
„Nein“ zum Chef zu sagen, fällt schwer. Deshalb: Lassen Sie ihn entscheiden: „Ja das kann ich machen, welches der anderen Projekte soll ich dafür diesem gegenüber hinten an stellen?“
Sagen Sie es mit Humor:
„Weißt du:
Jesus schon sagte dieses eine Wörtchen,
man wird es nie finden auf einem Hochzeitstörtchen,
und auch wenn ich nun in Gefahr lauf‘, zu sehen, wie dir gleich wachsen Teufelshörnchen,
so sei bitte nicht zu gemein,
jedoch meine Antwort lautet „NEIN“.“
oder
„Heut Morgen ich aufstand schon,
war meine Liste der To Do’s schon der blanke Hohn.
Wie heißt es gleich? Achja! Bier auf wein, das lass‘ sein
und wenn jemand äußert eine Bitte,
dann gehört es wohl zur guten Sitte,
dass du sagen darfst: Du, das tut mir leid, aber die Antwort lautet „NEIN“.“
Du kannst gern x, ich bin zu y bereit. Sie werden gefragt, ob sie morgen jemanden fahren können. Daraufhin antworten Sie: Nein, aber Ich lege dir die Schlüssel raus und packe dir eine Brotbox daneben, damit du etwas zu schnabulieren hast. Fahren musst du jedoch selbst
Ich kann es nicht tun, aber x könnte interessiert sein: Wenn Sie keine Lust bzw. kein Interesse haben, können Sie evtl auf jemanden verweisen, von dem Sie wissen, dass derjenige sich freuen würde.
Alles nochmal zum nachrecherchieren
Darüber haben wir gesprochen
Buch: Die dunkle Leidenschaft: Wie Hass entsteht und was er mit uns macht – Reinhard Haller
Klappentext
„Der Gerichtspsychiater und SPIEGEL-Bestsellerautor über eines der brennendsten Themen unserer Zeit: Der Hass, oft auch als Gegenpol der Liebe bezeichnet, ist die destruktivste und bedrohlichste aller Emotionen des Menschen – und gehört doch zur unserer psychischen Grundausstattung. Er kann sich äußern in verbalen Attacken, persönlichen oder gesellschaftlichen Konflikten, am intensivsten in Verbrechenund Krieg. Heute erreicht dieses Gefühl durch Hass im Netz, Radikalisierung der Sprache, Extremismus und Fanatismus neue Dimensionen.
Professor Reinhard Haller, bekannter Gerichtspsychiater und Bestsellerautor, hat hunderte von Straftätern untersucht, darunter Sexualmörder, Serienkiller, Amokläufer und Terroristen. So bekam er einzigartige Einblicke in die dunkelsten Bereicheunserer Psyche.
In diesem Buch ergründet er, wie Hass entsteht, wie er sich äußern und wie er überwunden werden kann. Dabei bezieht er neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus Genetik, Hirnforschung, Psychologie und Soziologie ebenso mit ein wie Beispiele aus seiner psychiatrischen Praxis. Er geht Fragen nach wie: Können wir alle Hass empfinden? Wer ist für Hassbotschaften besonders anfällig? Welchen Einfluss haben Erziehung, soziales Umfeld, Ideologien? Wie wird Hass gesät und geschürt?
Professor Haller leuchtet jedoch nicht nur die Hintergründe der dunklen Leidenschaft hell aus, sondern gibt auch Hinweise, wie wir ihre Impulse beherrschen und so verhindern können, dass sich ein Klima des Hasses ausbreitet.“3„Amazon.De“, o. D. https://www.amazon.de/Die-dunkle-Leidenschaft-entsteht-macht-ebook/dp/B09MXM6WJC.
Reinhard Haller: Hass – die dunkle Leidenschaft4AKVorarlberg. „Reinhard Haller: Hass – die dunkle Leidenschaft“, 7. Juni 2022. https://www.youtube.com/watch?v=CFP-u3bwMRM.
weitere Folgen mit Mary
Bilder vom Cover
Die Bildrechte liegen bei mir.
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